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Edelstein, Unterscheidung künstlicher und natürlicher
Ein sehr gutes Erkennungszeichen für die Echtheit eines Edelsteines ist seine Härte, und namentlich beim Diamant kann dieses am leichtesten anzuwendende Prüfungsmittel ohne Bedenken immer benutzt werden. Zeigt es sich, dass der angebliche Diamant sich mit einem Diamantsplitter ritzen lässt, so ist die Unechtheit erwiesen, und ergibt sich dann, dass man es nur mit einer Imitation aus Glas zu tun hat, so ist der Schaden, den man durch das Ritzen der geschliffenen Oberfläche an dem nachgemachten Stein verursacht hat, kein großer. Nicht ganz so einfach gestaltet sich die Härteprüfung beim Rubin. Lässt sich der zu prüfende Stein mit einer Stahlfeile oder mit einem Quarzstückchen ritzen, so kann man allerdings sicher sein, keinen echten Rubin unter den Händen zu haben. Verwendet man aber ein härteres Ritzungsmittel, z.B. einen Topas oder einen anderen Rubin, so kann es passieren, dass man einen wirklich wertvollen, echten Rubin bedenklich beschädigt. Noch ungünstiger gestaltet sich die Prüfung auf Härte bei dem Smaragd, welcher bekanntlich die Härte des Quarzes besitzt, also verhältnismäßig leicht geritzt werden kann, außerdem aber noch die unangenehme Eigenschaft besitzt, dass dabei leicht Stücke aus der Oberfläche ausspringen.
Unbedenklich und sicher lässt sich die Härteprüfung also eigentlich nur heim Diamant anwenden, bei den anderen Edelsteinen empfiehlt es sich noch andere Prüfungsverfahren zu benutzen. Hierfür kommen zunächst optische Untersuchungsmetoden und zwar speziell mit dem Polarisationsapparat in Betracht. Indessen steht ein solches ziemlich teures Instrument nicht jedem zu Gebote. In der Praxis wird fast überall nur die gewöhnliche Lupe und zumeist mit geringer Vergrößerung benutzt. Dieser reicht aber nur in seltenen Fällen zu einer sicheren Unterscheidung echter und nachgemachter Steine aus. Dagegen genügt eine Lupe von 20- bis 30-, oder besser noch 100-facher Vergrößerung, wie sie schon für 20 Mk. käuflich ist, sehr gut, um in allen Edelsteinen, auch wenn sie bei Besichtigung mit bloßem Auge sich als vollkommen klar erweisen, kleine Fehler zu entdecken, die aber gerade für die betreffende Edelsteinart charakteristisch sind.
Rubin und größere Spinelle haben solche Einschlüsse meistens, der Smaragd hat sie immer, und sie ermöglichen es mit Hilfe genügend starker Vergrößerung bei einiger Übung fast alle wichtigeren Edelsteinarten sofort zu erkennen. Ganz fehlerfreie, sogen. lupenreine Steine gibt es fast nicht, ausgenommen den Diamanten und einige weniger wertvolle, für den eigentlichen Edelsteinhandel fast nicht in Betracht kommende Steine. Der Diamant zeigt zwar auch häufig und vielerlei Einschlüsse, aber zu seiner Erkennung dienen sie nicht. Aus was diese Einschlüsse bestehen, weiß man, wie auch bei den anderen Edelsteinen, in den meisten Fällen nicht mit Sicherheit, man kennt nur ihr Aussehen. Versuche, Diamanten künstlich herzustellen, sind schon viele gemacht und werden noch immer 'ausgeführt ohne dass es aber bis jetzt (Stand 1902) gelungen wäre, wirklich brauchbare Resultate zu erzielen. Dies gilt auch hinsichtlich der bekannten Versuche von Moissan, nach welchem Kohlenstoff bei sehr hoher Temperatur in Eisen gelöst und durch rasche Abkühlung dieser Lösung der Kohlenstoff unter hohem Druck gezwungen wird, auszukristallisieren. Es ist bis jetzt auch auf diesem Wege noch nicht gelungen, größere Diamanten zu erzeugen.
Von etwas besserem Erfolg begleitet, wenigstens in gewissen Fällen, war das Bestreben, Diamanten zu bleichen, d.h. gewisse gelbgefärbte in farblose überzuführen. Bekanntlich steht der farblose, wasserklare Diamant im Werte erheblich höher als der gelbliche. Allerdings ist es noch nicht gelungen, gelbe Diamanten völlig wasserklar zu machen, es war nur zu erreichen, dass sie heller wurden. Aber gerade bei den gelben Cap-Diamanten versagt das Verfahren, welches darin besteht, den zu bleichenden Diamanten bei gelinder Rotglut in ein geschmolzenes, sauerstoffabgebendes Salz, z.B. Salpeter, zu tauchen. Außerdem werden die Steine dabei auch noch angeätzt und verlieren ihre Politur.
Rubine kann man schon seit etwa 70 Jahren künstlich herstellen, jedoch erst seit ungefähr 10 Jahren kommen sie in den Handel. Man hat aber neuerdings, speziell in Frankreich, solche Fortschritte in der künstlichen Herstellung dieses Edelsteines gemacht, dass künstliche Rubine vielfach die natürlichen an Schönheit übertreffen. Es gibt verschiedene Verfahren, Rubine künstlich herzustellen; sie laufen alle darauf hinaus, chromhaltige Erde zum kristallisieren zu bringen. Das jetzt (Stand 1902) in Frankreich gebrauchte Verfahren beruht darauf, die Tonerde bei etwa 1500 Grad, also erheblich unter ihren Schmelzpunkt, der Einwirkung der Dämpfe von Baryum oder Calciumchlorid auszusetzen, wobei die Tonerde in den kristallisierten Zustand übergeht. Die echten orientalischen Rubine zeigen ein reines carminrot (Taubenblutfarbe) ; auch bei den künstlichen Rubinen, wie sie Paquir auf der letzten Pariser Ausstellung ausgestellt hatte, war diese Farbe anzutreffen, meistens aber zeigen die künstlichen Steine einen gelblichen Stich und verraten sich als solche dadurch dem Kenner.
Die einzig sichere Methode der Unterscheidung besteht jedoch in der Betrachtung bei starker Vergrößerung. Sowohl echte wie künstliche Rubine zeigen Einschlüsse, die aber von einander verschieden sind. Am häufigsten sind bei den echten Steinen Einschlüsse von kleinen Nädelchen, die manchmal in ganzen Wolken zusammen liegen, oft die Steine trüben und dadurch entwerten, aber auch an ganz klaren Steinen bei hinreichender Vergrößerung aufgefunden werden können und diesen zuweilen einen eigentümlichen Schimmer geben. Fast ebenso häufig wie die Nädelchen, sind rundliche, etwas facettierte, längliche Hohlräume zu beobachten, welche von irgend einer Substanz erfüllt sind, die das Licht schwächer als Rubin, aber stärker als Luft bricht, vielleicht einer Art Glas. Bei künstlichen Rubinen des Handels sind derartige Einschlüsse nie beobachtet worden, wohl aber solche in Form von Glasblasen. Diese sind mit den zuerst beschriebenen Einschlüssen der echten Rubine bei der Betrachtung mit einer genügend vergößerten Lupe nicht zu verwechseln, und hiermit ist ein scharfes Unterscheidungsmerkmal für echte und künstliche Rubine gegeben. In der Härte besteht kein Unterschied zwischen echten und künstlichen Rubinen, auch sind beide vollkommen farbecht.
Außer mit künstlichen Nachbildungen kann der natürliche Rubin auch mit dem roten Spinell verwechselt werfen. Dieser zeigt keine der vorerwähnten Einschlüsse, wohl aber kleine Hohlräume von der Form eines Oktaeders, die unter einander genau parallel liegen. Der wertvollste Edelstein ist zur Zeit der Smaragd; er wurde zuerst 1848 von Ebelmen künstlich dargestellt. Indessen scheint es, ungeachtet vielfacher gegenteiliger Behauptungen, noch nicht gelungen zu sein, den Smaragd in solcher Größe herzustellen, dass man ihn hätte schleifen können. Der Smaragd lasst sich aber am besten von allen Edelsteinen durch grün gefärbtes Glas nachahmen, und wenn solche Nachahmungen (Doubletten) mit einem Plättchen aus natürlichen Smaragd oder Aquamarin belegt sind und demgemäß Härte und Glanz des echten Edelsteins haben, so lassen sich manchmal auch Geübte täuschen. Alle natürlichen Smaragde zeigen Einschlüsse, indessen sind dieselben nicht immer mit bloßem Auge zu sehen, treten auch öfters nur in geringer Menge auf. Bei allen Smaragden zeigen sich flüssige Einschlüsse, die durch ihre zackigen, zerfetzten Formen charakterisiert sind, auch treten häufig kleine Libellen auf. Das Verhalten in der Wärme lässt darauf schließen, dass diese Flüssigkeitseinschlüsse wässriger Natur sind; manchmal sind darin würfelförmige Kristallchen zu entdecken, so dass an konzentrierte Salzlösungen gedacht werden könnte. Auch dendritische (baumförmige) Bildungen lassen sich beobachten, welche schwarz oder braun gefärbt oder farblos sein können. Bei Doubletten gelingt es manchmal, die Kittfläche zu entdecken. Zweifelsohne leistet auch bei der Prüfung des Smaragds die stark vergrößernde Lupe oder das Mikroskop gute Dienste.
Siehe auch: [Achat] [Diamant] [Edelstein] [Edelsteine] [Edelsteine, künstliche] [Saphir]
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